North Shore

Auch für den heutigen Ausflug klingelte der Wecker früh. Ich bin an die Nordküste von Oahu gefahren. Dort gibt es viel zu viele Strände und Sehenswürdigkeiten, um sie an einem Tag zu erkunden, aber ich wollte einen ersten Eindruck von der Insel außerhalb Honolulus bekommen. 

Zur Nordküste fahren zwei Buslinien, die 52 durch das Inselinnere und die 55 entlang der Ostküste. Ich entschied mich für die Küstenlinie für den Hinweg. Bis nach Haleiwa an der Nordküste sind es rund zwei Stunden Fahrtzeit, daher beschloss ich schon früh aufzubrechen. Bevor ich nach Hawaii kam, war mir gar nicht bewusst, dass hier die Sonne schon um halb sieben untergeht und es danach fast schlagartig dunkel wird. Daher muss man früh aufstehen für einen langen Ausflug.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle musste ich noch einen Stopp bei einem Coffeeshop einlegen. Nicht, weil ich unbedingt einen Kaffee brauchte, sondern wegen des Kleingeldes. Im Bus kann man tatsächlich nur bar bezahlen und es gibt kein Wechselgeld. Die 2,75$ für die einfache Fahrt oder 5,50$ für das Tagesticket, alle Preise gelten für die gesamte Insel, passend zu haben, ist nicht so einfach, insbesondere wenn man sonst immer alles mit Karte bezahlen kann. 

Mit Kaffee, Kleingeld und einer Fleecejacke (die Busfahrer betreiben die Klimaanlagen alle auf höchster Stufe) ausgerüstet, habe ich den Ausflug begonnen. Auch der erste Teil der Route durch das Landesinnere bot szenische Anblicke. Die sattgrünen Bergspitzen waren in Wolken gehüllt und ab und an, hatte man Ausblick auf die Küste weiter unten. Der Bus folgt dem Kamehameha Highway entlang der Ost- und Nordküste. Ich würde diese Straße allerdings eher eine Küstenstraße und weniger einen Highway nennen. Eine Fahrspur für jede Richtung, getrennt durch eine doppelt durchgezogene Linie, sehr kurvig und der Asphalt hat einige große Schlaglöcher. Fürs Lesen, wie ich es ursprünglich vorgehabt hatte, war die Fahrt definitiv nicht geeignet.

Mein erstes Ziel war der Kualoa Regional Park nach einer guten Stunde Fahrt. Dort liegt vor der Küste Mokoli'i, auch bekannt als Chinaman‘s Hat, eine kleine Insel. Der Strand ist nur schmal, aber lang und direkt dahinter gibt es einen Beach Park. Auf der anderen Seite der Straße ragen steil Berge auf. Ein tolles Panorama. 

Der nächste Stop auf meiner Tour war Kuilima Cove. Direkt an dieser liegt das riesigen Turtle Bay Resort, aber der Strand ist frei zugänglich. Außerhalb einer kleinen geschützten Sandbucht ist die Küste rauher und felsiger. Auf einer Felszunge lief ich Richtung Meer, die Wellen schlugen gegen die Felsen und gurgelten durch sogenannte Blowholes. Auf einmal tauchte direkt neben mir ein Seehund auf. Nur eine Sekunde später war er wieder abgetaucht und ich sah ihn nur noch einmal beim Wegschwimmen kurz aus dem Wasser auftauchen. Viel zu schnell um ihn zu fotografieren.

Nach dieser eindrucksvollen Begegnung, machte ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Ziel: Den Strand vor Chin's Reef. Feiner Sand, ein paar Felsen in den türkisen Wellen, gesäumt von Palmen und Bäumen und vor allem ziemlich leer. Ganz anders als die Strände der Südküste, die ich bisher gesehen habe. Auf meinem Spaziergang den Strand entlang, mit den Füßen im Wasser, glaubte ich für einen Moment noch einmal einen Seehund auftauchen zu sehen, aber falls es einer war, war er so schnell wieder verschwunden, dass ich mir nicht sicher war. 
Auf dem danebenliegenden Laniakea Beach, ein bekannter Ort um Schildkröten zu beobachten, sah ich tatsächlich auch eine grüne Meeresschildkröte am Strand liegen. Allerdings war die schon von so vielen Leuten umringt, dass ich mich nicht auch noch dazustellen wollte. Diesen geschützten Tieren sollte man nicht zu nahe kommen um sie nicht zu stressen.

Der letzte Stop auf meiner Tour war die Küstenstadt Haleiwa. Sie bietet vor allem unzählige kleine Souvenier- und Kunstläden, sowie Foodtrucks und kleine Restaurants. Ich habe auch einmal das berühmte Shave Ice probiert, Cruhed Ice mit süßem, bunten Sirup übergossen.

Nach einem Streifzug durch die Läden fuhr ich mit dem Bus zurück nach Honolulu, dieses Mal durch das Landesinnere. Die Fahrt verlief durch Bananen- und Ananasplantagen, auch vorbei an der berühmten Dole-Plantage die zahlreiche Freizeitvergnügen rund um Ananas bietet, aber schon geschlossen hatte, als ich vorbeifuhr.